Besuch des Schweizerischen Nationalparks: Reisetipps

Der Schweizerische Nationalpark liegt im Osten des Landes, im Herzen der Bündner Alpen, und ist ein Naturjuwel und ein Modell für Umweltschutz. Als erster seiner Art in den Alpen lädt er die Besucher zu einem vollständigen Eintauchen in die unberührte alpine Natur ein. Hier gibt es keinen Kompromiss: Die Natur herrscht und der Mensch verschwindet fast ihn ihr. Sind Sie also bereit, aus dem Alltag auszubrechen und sich wieder auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist – die Verbindung zu sich selbst und der Natur? Packen Sie Ihre Koffer, los geht's!

Ein Pionierpark in den Alpen

Dieser Park ist nicht nur ein geschütztes Naturgebiet: Er ist ein wahrer Zeuge der Geschichte des Naturschutzes in Europa und ein Beispiel, das noch heute Bestand hat.

Eine historische Schöpfung

Der Schweizerische Nationalpark wurde 1914 inmitten einer Phase der industriellen Modernisierung gegründet und markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Wahrnehmung der Natur durch die Gesellschaft. Die Idee, ein Naturgebiet ohne jegliche menschliche Ausbeutung zu erhalten, war damals innovativ, geradezu radikal. Dieser einzigartige Status hat es ermöglicht, ein wahres lebendes Labor zu schaffen, in dem die natürliche Entwicklung von Wäldern, Böden und Fauna seit über einem Jahrhundert beobachtet werden kann.

Auch heute noch spielt der Park eine wichtige wissenschaftliche Rolle. Er ist an zahlreichen europäischen Forschungsprogrammen beteiligt und seine Daten werden verwendet, um den Klimawandel und die Dynamik von Gebirgsökosystemen besser zu verstehen.

Eine integrierte Naturzone

Der Park erstreckt sich über rund 170 km² im Kanton Graubünden, in der Region Engadin. Er ist vollständig als „integrierte Naturzone“ klassifiziert, was bedeutet, dass sich die Natur dort ohne menschliches Eingreifen entwickelt. Keine Bebauung (wie Straßen oder Skilifte) stört das natürliche Gleichgewicht.

Dieser Ansatz bringt strenge Regeln mit sich: Besucher müssen auf den markierten Wegen bleiben, dürfen nichts pflücken, kein Feuer machen und keine Hunde mitbringen, auch nicht an der Leine. Obwohl diese Regeln restriktiv erscheinen mögen, sind sie für die Wahrung der Authentizität dieses außergewöhnlichen Gebiets unerlässlich.

Zugang zum Park und Vorbereitung Ihres Besuchs

Bevor Sie in die Natur aufbrechen, ist es wichtig, einige praktische Informationen zu berücksichtigen, um Ihren Aufenthalt zu organisieren und das Beste aus Ihrem Erlebnis herauszuholen.

Anreise nach Zernez, dem Tor zum Park

Die auf 1.474 Metern Höhe gelegene Gemeinde Zernez ist der wichtigste Ausgangspunkt für die Erkundung des Parks. Sie ist gut angebunden und mit dem Auto, aber auch mit dem Zug dank der Rhätischen Bahn erreichbar, die eine Panoramafahrt durch Täler und über Alpenviadukte bietet. Von Zürich aus dauert es mit Umstieg in Landquart etwa 3,5 Stunden bis Sie ankommen.

In Zernez befindet sich auch das Besucherzentrum des Parks, das man unbedingt besuchen sollte. Dieses moderne Zentrum bietet interaktive Ausstellungen zur Flora, Fauna, Geologie und Geschichte des Parks. Es ist von Mai bis Ende Oktober täglich von 8.30 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet CHF 9 für Erwachsene, CHF 6 für Kinder und ist für kleinere Kinder unter 6 Jahren kostenlos.

Beste Reisezeit

Die ideale Zeit für einen Besuch des Parks ist von Mitte Juni bis Ende Oktober. Im Sommer liegen die Temperaturen zwischen 15 und 25 °C, ideal zum Wandern. Der September bietet eine ruhigere Atmosphäre und spektakuläre Herbstfarben.

Im Winter sind die Wege des Parks geschlossen, um die Ruhe der Wildtiere zu bewahren, insbesondere der Huftiere, die in der rauen Umgebung durch die Wetterbedingungen ums Überleben kämpfen müssen und nicht gestört werden dürfen, beispielsweise bei der Nahrungssuche. Die umliegenden Dörfer wie Scuol oder S-Chanf bieten jedoch auch Winteraktivitäten an: Langlauf, Thermalbäder oder sogar Schneeschuhwanderungen.

Aktivitäten im Schweizerischen Nationalpark

Die Hauptaktivität im Park ist natürlich das Wandern, das die Möglichkeit zu faszinierenden Beobachtungen der Fauna, Flora und alpinen Geologie bietet.

Markierte Wanderungen für alle Schwierigkeitsgrade

Der Park verfügt über etwa zwanzig markierte Routen mit einer Gesamtlänge von etwa 80 km. Diese gut gepflegten Wege sind so angelegt, dass die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering sind. Sie ermöglichen Ihnen die Entdeckung vielfältiger Landschaften: Kiefernwälder, Gletschertäler, Bergweiden und felsige Gipfel.

Zu den bekanntesten Wanderwegen zählt das Val Trupchun, das sich ideal für einen Tagesausflug eignet (14 km Hin- und Rückweg). Dies ist das „Tal der Hirsche“, einer der besten Orte in Europa, um diese Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.

Eine weitere bemerkenswerte Route: der Weg zur Chamanna Cluozza, einer in den Bergen gelegenen Schutzhütte. Rechnen Sie mit einer Gehzeit von etwa 3 Stunden ab Zernez. Die Anstrengung wird mit einer spektakulären Aussicht und dem völligen Eintauchen in die alpine Natur belohnt.

Beobachten Sie Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum

Der Park beherbergt dank des umfassenden Schutzes des Gebiets eine reiche und gut zu beobachtende Alpenfauna. Murmeltiere, Gämsen, Hirsche, Steinböcke und Steinadler werden regelmäßig von aufmerksamen Besuchern beobachtet.

Besonders der Herbst bietet ein eindrucksvolles Schauspiel: Dann ist Brunftzeit, und die Hirsche stoßen ihr kräftiges Röhren aus, um Weibchen anzulocken und Rivalen zu vertreiben. Dieser einzigartige Moment zieht Liebhaber der Natur- und Tierfotografie an.

Schlafen und Essen in der Nähe des Parks

Obwohl das Innere des Parks kaum Infrastruktur bietet, sind die umliegenden Dörfer bestens darauf vorbereitet, Besucher willkommen zu heißen.

Das Chamanna Cluozza: Schlafen im Park

Das Chamanna Cluozza ist die einzige autorisierte Unterkunftsmöglichkeit im Schutzgebiet innerhalb der Parkgrenzen. Auf einer Höhe von fast 2000 Metern gelegen, bietet es eine einfache, aber authentische Unterkunftserfahrung.

Übernachtungen sind in Schlafsälen ab 85 CHF möglich, Abendessen und Frühstück inklusive. Die Atmosphäre ist herzlich und Gespräche am Holzofen runden den Wandertag perfekt ab. Es wird empfohlen, mehrere Wochen im Voraus zu buchen.

Unterkunft und lokale Spezialitäten in den Dörfern

Außerhalb des Parks bieten die Dörfer Zernez, Lavin, Scuol und S-chanf dem Besucher eine Vielzahl an Hotels, Gasthöfen oder Pensionen. Einige Betriebe sind für ihren ökologischen Ansatz zertifiziert.

Kulinarisch mangelt es nicht an lokalen Spezialitäten: Bündnerfleisch, Alpkäse, Wildkräutersuppen und sogar die berühmten Capuns verwöhnen den Gaumen. Diese nahrhaften und typischen Gerichte werden oft in traditionellen Gasthäusern angeboten.

Praktische Informationen und Empfehlungen

Für ein angenehmes und umweltfreundliches Erlebnis ist eine gute Vorbereitung unerlässlich.

Empfohlene Ausrüstung zum Wandern

Das Bergklima kann auch im Sommer wechselhaft sein. Es ist daher ratsam, Folgendes mitzubringen :

  • Feste Wanderschuhe;
  • Eine wind- und wasserdichte Jacke;
  • Mehrere Schichten warmer Kleidung;
  • Wasser (mindestens 1,5 Liter pro Person) und einen Snack;
  • Eine topografische Karte oder Wander-App.

Da die Netzabdeckung begrenzt ist, ist es ratsam, vor der Abreise eine Ihnen nahestehende Person über Ihre Reiseroute zu informieren.

Verhaltensregeln im Park

Um die Integrität des Parks zu bewahren, müssen Besucher einige grundlegende Prinzipien beachten:

  • Verlassen Sie niemals die markierten Wege;
  • Nehmen Sie nichts mit: keine Steine, keine Blumen, kein totes Holz;
  • Bleiben Sie ruhig und beobachten Sie die Tiere aus der Ferne;
  • Rauchen und Feuer sind verboten;
  • Haustiere sind nicht gestattet.

Diese Regeln stellen sicher, dass dieser Naturschatz auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.